100 Jahre Giessenbad

- 3 - Geschichte und Geschichten Die Geschichte entstand nach Notizen und Unterlagen von Peter Wittwer, der sich zeitlebens mit grossem Engagement fürs Bad einsetzte (Mitglied der Betriebskommission Giessenbad, Prä- sident von 1972 bis 1980 und Vizepräsident der Baukommission neues Giessenbad). Ich, als Verfasser dieser Chronik, war selber 1972 bis 1982 Mitglied, dann bis 1984 Präsident der Be- triebskommission und danach Gemeinderat. - Als Vorlagen dienten mir frühere Kommissions- protokolle, der «Belper» und die «Belper Chronik» von Wolfgang Lehmann. Dazu kamen Ge- spräche mit den Badmeistern Marcel Glauser und Martin Brotschi , Chef und Vize-Chef seit 2007 bis 2019 sowie mit Bruno Krebs , neuer Chef-Badmeister ab 2020. Vorwort In einem mehrteiligen Bericht im «Belper» über das grösste Dorffest aller Zeiten wurde 1977 im Zusammenhang mit dem Giessenbad von «wm» geschrieben, es sei 1911 entstanden. Nach- träglich kann nicht mehr rekonstruiert werden, warum diese Jahrzahl im Bericht Eingang fand. Vermutlich handelte es sich hier ganz einfach um einen Tippfehler und es hätte 1921 heissen sollen. Dabei ist allen Ur-Belperinnen und -Belpern klar, dass es an der Giesse schon immer willkommene «Plätzli» zum Verweilen und einem erfrischenden Bad gab. - Das Dorffest 1977 erbrachte dann übrigens einen Reingewinn von 163‘000 Franken! Gemäss Entscheid der Ge- meindeversammlung vom 24. August 1978, wo der Souverän den Bau der heutigen Anlage be- schloss, wurde das von vielen Vereinen am einmaligen und denkwürdigen Fest erarbeitete Geld als wesentlicher Anteil an eine Wärmepumpenanlage eingesetzt. Wie Peter Wittwer, leider 2016 verstorben, im Zusammenhang mit den früheren Badestellen an der Aare und Giesse schriftlich hinterliess, gab es, wie oben erwähnt, an unseren Gewässern verschiedene Plätzchen und Orte, wo seit jeher gebadet wurde. So im «Sandhübeli», beim «Rinthalsteg» oberhalb des Restaurants Jägerheim, oder im «Läufli» in der Nähe des Augutes. Natürlich auch dort, wo später das Giessenbad entstand. Idyllisch: Da, wo 1920/21 das ursprüng- liche Giessenbad entstand, wurde schon immer gebadet. Einige Badestellen wurden sogar nach den dort jeweils anzutreffen- den Leuten benannt. – Es gab z.B. das «Brosihouseli» unterhalb des Giessenbrügglis in der Nähe der Vogelau. Unterhalb des Sand- hübelis wurde eine Stelle das «Jumpfereloch» genannt. - Heute kann natürlich nicht mehr nachvollzogen werden, ob dort wirklich nur Mägde («Jumpfere») oder Jungfrauen badeten. – Auch die Kehrsatzer Jugend hatte an der Giesse einen beliebten Badeplatz: Er befand sich, wie Peter Wittwer notierte, etwas ober- halb des Giessenhofes. – Daneben gab es aber auch Stellen, beispielsweise eine unterhalb des heutigen Bades, die als «Ross-Schwemmi» bekannt waren. Hier führten Bauern ihre Pferde nach getaner Arbeit zur Abkühlung durch den erfrischenden Wasserlauf. An der Giesse gab es schon seit jeher in sich abgeschlossene Wasserflächen: Kleine nannte man «Glunggen», grössere «Güllen». Namen wie die «Sidegülle» oder die «Äntegülle» in der Oberen Au haben ihre Bezeichnungen bis in die heutige Zeit behalten. Diese stillen Was- serflächen waren, weil sie im Winter meist sofort zufroren, für die Dorfjugend beliebte Orte zum Schlittschuhlaufen, oder «Schlöfle», wie man Berndeutsch auch heute noch sagt. Wie die nachfolgende, nach Jahren geordnete Aufstellung zeigt, entstand der konkrete Wunsch zum Bau einer Badanstalt in Belp schon vor über hundert Jahren. - Die älteren Dorfbewohner taten sich aber damals schwer damit. Manch einer äusserte sich, wenn er um eine Spende für ein Bad ange- fragt wurde, er habe noch nie gebadet und das auch in Zukunft nicht nötig!

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